Die Inflation der Streamingdienste

Ein IMHO über die Entwicklung der Streaming-Dienste.

Mittlerweile gibt es immer mehr eigenständige Streaming-Dienste. Der Markt wird förmlich überschwemmt. Fast jedes Medienunternehmen aus der Unterhaltungsbranche, das Vermarktungsrechte an starken Film- und Serienmarken besitzt, stellt eine eigene Streaming-Plattform bereit. Zu den etablierten Anbietern in Deutschland gehören Maxdome, das sicherlich bei vielen in Vergessenheit geraten ist, sowie Netflix, Crunchyroll und Amazon Prime Video. So weit, so gut.

Inzwischen sind mit Disney+, Paramount+ und bald auch HBO Max weitere Streamingdienste auf den Markt gekommen. Beteiligt sind aber nicht nur die Serien- und Filmstreamings. Auch private und öffentliche Sender werfen immer mehr eigene Streaming-Plattformen auf den Markt und vermischen diese mit unübersichtlichen Inhalten, die über ihre eigenen Produktionen hinausgehen. Entscheidungen wie die der ARD und des ZDF, ihre Mediatheken zusammenzulegen, sind wirklich eine Seltenheit.

Wer hier glaubt, Konkurrenz belebe das Geschäft zugunsten der Kunden, der irrt. Die Abopreise werden immer teurer, während die Inhalte und das Angebot pro Abo schrumpfen. Das ist logisch, da alle Marken ihre eigenen Plattformen bereitstellen. Serien werden gestrichen, Filme wandern zu ihren Rechteinhabern und Genres werden in kostenpflichtige Sub-Channels verwandelt. Eine Farce…

Ähnlich sieht es übrigens bei den Musik-Streaming-Diensten aus. Hier kommen zwar nicht unbedingt mehr Dienste auf den Markt, die Preise erhöhen sich jedoch trotzdem regelmäßig, wie zuletzt bei Spotify.

Erste Auswirkungen sind schon seit einiger Zeit zu spüren. Die Peer-to-Peer-Netzwerke wie das bekannte Gnutella oder Hyphanet (ehem. Freenet) erfahren eine Renaissance. Filesharing nimmt wieder Fahrt auf. Ob bald auch wieder die gute alte Videothek dem teuren Jahresabo vorgezogen wird, bleibt abzuwarten. Auch bleibt offen, wie lange es dauern wird, bis sich der Markt wieder bereinigt. Denn aufwendige Streaming-Plattformen mit fortlaufender Entwicklung und andauernden Kosten sowie speziell für Streaming-Plattformen ausgelegte Film- und Serienproduktionen können und wollen möglicherweise nicht alle Unternehmen dauerhaft tragen.

Vermutlich wird die Entscheidung über die Qualität der Neuproduktionen getroffen. Kein Konsument möchte gerne eine Serie beginnen, die bereits bei Marktstart abgesetzt ist und in Staffel 1 verbleibt, weil die Kosten unerwartet hoch waren. Der Streaming-Dienst, der zukünftig die besten Produktionen generiert, wird vermutlich weit vorne im Rennen dabei sein. Allerdings strahlt die Bereitschaft zu investieren auch ein hohes Risiko aus. Bleiben wir also gespannt und zügeln uns beim Abschluss neuer Abos.

Die Entwicklung des Streaming-Marktes bleibt dynamisch und spannend. Während Konsumenten aktuell mit steigenden Preisen und einer unübersichtlichen Vielzahl an Diensten konfrontiert sind, könnten zukünftige Innovationen und eine mögliche Marktkonsolidierung neue Chancen und Herausforderungen mit sich bringen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Branche an die Bedürfnisse der Zuschauer anpasst und welche Dienste letztendlich langfristig erfolgreich sein werden. Bis dahin sollten wir sorgfältig abwägen, welche Abonnements wir abschließen, und vielleicht auch einmal wieder einen Blick ins lokale Kino werfen – sofern es noch eines gibt.

Leon Gawinski

System Engineer Softwarebereich Microsoft

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